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Dass das Ensemble heute international dort steht, wo es steht, ist den Reformen zu verdanken, die Gronostay in seiner Amtszeit zwischen 1972 und 1986 eingeleitet und durchgesetzt hat. Gronostay verjüngte den Chor, verschlankte den Klang und legte damit die Fundamente für sein heutiges Klangbild: ein helles, obertonreiches, aufgelichtetes Klangideal, das sich in der Folge allgemein durchsetzte und unsere heutigen Hörerwartungen prägt.

Gronostay stellte die Weichen des RIAS Kammerchores hin zur Historischen Aufführungspraxis. Als Partner Nikolaus Harnoncourts in den frühen 70er Jahren bereits in Bremen, wo der gebürtige Hildesheimer als Kantor, Dozent und freier Mitarbeiter beim Rundfunk wirkte, übertrug Gronostay die damals neue Ästhetik der musikalischen Klangrede auf den RIAS Kammerchor. Er machte den A-cappella-Gesang zum Maßstab der täglichen Arbeit am Klang. Nicht mehr Überwältigung durch Kraft war das Zauberwort, sondern Verfeinerung der Farbpalette, der dynamischen Stufen und der Ausdruckswerte rein vokaler Mittel. Die ständige Beschäftigung mit den Werken der Avantgarde trug dazu bei. Sie stellten nicht nur immer höhere Anforderungen an die technische Präzision, die auch den romantischen und barocken Werken zu Gute kam, sondern suchten nach immer neuen Mitteln stimmlicher Expressivität.

Auch auf organisatorischem Gebiet verdankt der RIAS Kammerchor seinem ehemaligen Chefdirigenten viele Neuerungen, die heute internationaler Standard sind. Gronostay gründete die Neujahrskonzerte, intensivierte die Reise-Tätigkeit, lud als Erster Gastdirigenten zu reinen A-cappella-Konzerten ein, organisierte ein Festival professioneller Konzertchöre und gründete einen Studiengang Rundfunk-/Konzertchor an der Hochschule der Künste, der Ensemblegesang als eigenständige Disziplin lehrte und über bezahlte Hospitationsmöglichkeiten Brücken zwischen Ausbildung und Praxis schlug.

Seine Konzerte erreichten eine Intensität, die noch heute dem Publikum wie vielen Sängerinnen und Sängern des RIAS Kammerchores unvergessen sind.