Stella Maris Tournee-Konzert

Zwei Komponisten, zwei Messen, zwei unterschiedliche Lebens- und Klangwelten: Tomás Luis de Victoria, Komponist in Madrid und Rom zur Zeit der Renaissance, und Francis Poulenc, geboren um die Jahrhundertwende in der Musikmetropole Paris, eint der Drang, Lebensfragen im Spiegel der eigenen Religion musikalisch zu reflektieren. Dabei war insbesondere zur Renaissancezeit die Hingabe an die Himmelsgöttin Maria, der ein Teil der himmlischen Herrlichkeit ihres Sohnes zugesprochen wurde, von großer Bedeutung. Die Verehrung Marias spiegelt sich in Werken wie de Victorias Missa Ave maris stella, die auf der Vorlage des gleichnamigen Antiphons gründet, in welchem Maria als weisender Stern des Meeres gepriesen wird. Poulencs Messe in G-Dur entstand in einer Zeit religiöser Erweckung, welche auf den Unfalltod eines Freundes und ein Offenbarungserlebnis unter dem Eindruck der Schwarzen Madonna eines südfranzösischen Wallfahrtsorts zurückgeht. Der erste Teil des Konzerts verflicht jene empfindsame Messe de Victorias mit zeitgenössischen Marienmotetten, während im zweiten Teil in umgekehrter Weise die lebendige Messe Poulencs durch Motetten von de Victorias Zeitgenossen Francisco Guerrero ergänzt wird.