King Arthur Schwetzingen
Unvergessen das weiße Tuch, unter dem sich auf der Bühne der Berliner Philharmonie entscheidende Handlungsstränge abspielten. In grandioser Reduktion inszenierte Christoph von Bernuth 2016 Henry Purcells Semioper Fairy Queen von 1692. Nun vertrauen sich die Akademie für Alte Musik Berlin und der RIAS Kammerchor erneut der behutsamen Regie Bernuths an. Dieses Mal geht es auf eine Reise in die sagenhafte Welt des King Arthur, das heißt: mitten ins Herz des britischen Gründungsmythos. Henry Purcell komponierte mit dieser „Dramatick Opera“, als die sie bei ihrer Uraufführung 1691 im Londoner Dorset Garden Theatre angekündigt wurde, eines der kurzweiligsten, aber auch hintergründigsten Werke des Barock. Denn natürlich sprechen Purcell und sein Librettist, der Dichter John Dryden, durch den Mythos von der damaligen Gegenwart, der Bedrohung durch Kriege und Glaubenskämpfe. Sachsen attackieren Briten, die einen hängen dem Christentum, die anderen heidnischen Kulten an, aber auf die Magie von Zauberern setzen sie beide. Dazu tänzeln ein Luftgeist und eine allseits begehrte Prinzessin durch fünf turbulente Akte. Eine barocke Revue von herausragendem musikalischem Reichtum, nicht zuletzt in ihrer überraschenden Harmonik. Schon Dryden bezeichnete die Komposition Purcells als „mit großem Genie geschrieben“ – ein für damalige Zeiten ungewöhnliches Autorenlob. In ihrem Minimalismus frappierend modern, hat es die Frost-Szene des dritten Akts mit der Aria „What power art thou“, der sogenannten „Cold-Genius-Arie“, zu Hit-Reichweite gebracht. Wie Purcell Kälte und Erstarrung körperlich spürbar macht und sie schließlich durch die Kraft der Liebe in Wärme verwandelt, berührt heute ebenso wie vor mehr als dreihundert Jahren.
In Kooperation mit dem Konzerthaus Berlin und den Schwetzinger SWR Festspielen