Da Capo – Hans-Christoph Rademann Traum vom ewigen Frieden

„Ich erinnere mich mit Schrecken der entsetzlichen Leere, der eigenen Hoffnungslosigkeit, die oft über Wochen und Monate jede Arbeit unmöglich machten. Zum Stillstand des Schaffens kam die Angst vor dem Kommenden, das Unvorstellbare, die Herrschaft des Ungeistes war wirklich geworden, schien sich auf Dauer einzurichten.“ Karl Amadeus Hartmann rang sich seine Komposition Friede Anno 48 der Verzweiflung der Jahre nach 1933 ab. Abgestoßen von der „Begeisterung der Massen für den Triumph des Kitschs und der Geistlosigkeit“ zog er sich in die von ihm selbst so bezeichnete innere Emigration zurück. Sein 1936 entstandenes einziges Chorwerk verarbeitet Lyrik des Barockdichters Andreas Gryphius. Ein Nachhall des Dreißigjährigen Krieges, Mahnung und Menetekel in einem. Die sechs Sätze tragen die Überschriften Krieg, Elend, Liebe, An meine Mutter, Die Geburt, Friede. Uraufgeführt wurde das Werk für Sopran-Solo, 4-stimmigen gemischten Chor und Klavier erst 1968 in Köln.
Kontrastierend zu Hartmanns Kantate werden in diesem Konzert Heinrich Schütz’ dreiteilige Musikalische Exequien zu hören sein. Entstanden anlässlich der Beisetzung seines Landesherren Heinrich Posthumus Reuss im Februar 1636 vertonte Schütz eine Sammlung von Versen und Liedtexten, die Reuss noch zu Lebzeiten selbst für seine Beerdigung zusammengestellt hat. Und auch diese Komposition trägt die Sehnsucht nach Frieden in sich, den Frieden der Seele, den sie nach dem Ende des irdischen Lebens im ewigen Reich finden möge.

Hans-Christoph Rademann hat sich im Laufe seiner Zeit mit dem RIAS Kammerchor als vielfältiger Spezialist unterschiedlichster Repertoires erwiesen. Exemplarisch dafür stehen die preisgekrönte Aufnahme von Ernst Kreneks Kantate von der Vergänglichkeit des Irdischen – quasi das Schwesterwerk zu Hartmanns Friede Anno 48 – sowie seine Gesamteinspielung der Werke Heinrich Schütz’. Für diesen Abend kehrt Rademann mit einem Programm um Frieden und Zuversicht zurück ans Pult.