Die Missa solemnis entstand zwischen 1818 und 1823 als Resultat intensiver theologischer und musikalischer Recherchen in der Bibliothek ihres Widmungsträgers, des Erzherzogs Rudolph von Habsburg. Beethoven betrachtete sie als sein ehrgeizigstes Werk. Mit dieser Aufnahme zeigt René Jacobs, dass sie auch sein erhabenstes Werk ist: das eines tiefgläubigen Komponisten und Verfechters der Menschlichkeit, der seiner Kunst so sicher ist, dass er ein Opus schafft, das über die liturgische Form hinausgeht und auf musikalische Weise die Allgemeingültigkeit der göttlichen Transzendenz geltend macht.
Statt einer üblichen Monumentalbesetzung entschied Jacobs sich für eine historisch fundierte Aufstellung der Künstler*innen. Dadurch, dass der Chor vor dem Orchester und seitlich von ihm aufgestellt ist, ergibt sich ein außerordentliches Klangerlebnis. Selbst der von Beethoven in die höchsten Höhen gesetzte Sopran schwebt auf diese Weise über dem Orchesterklang, statt gegen ihn ansingen zu müssen. Mit der Aufnahme der Missa Solemnis knüpft Jacobs an den großen Erfolg seiner Leonore an, die im Juli 2020 ebenfalls bei harmonia mundi erschienen ist.