Palestrina 500 Pärt 90 Tournee-Konzert

2025 feiert die Welt den italienischen Renaissance-Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina, der vor 500 Jahren geboren wurde. Sein Kollege Arvo Pärt wird im September 90 Jahre alt. Beide widmen ihre Klangwelten dem Gotteslob, unterwerfen sich strengen, wenn auch völlig gegensätzlichen Regeln. Palestrina verschreibt sich, dem Geschmack seiner Zeit folgend, kunstvollster Mehrstimmigkeit. Pärt hingegen vermittelt spirituelle Botschaften mit höchster Reduktion und Einfachheit und trifft damit ebenso den Nerv seines Publikums. Der lettische Dirigent Kaspars Putniņš und der RIAS Kammerchor kombinieren in ihrer doppelten Geburtstagsgratulation Palestrinas Meisterwerk mit Kompositionen von Arvo Pärt.

Mit der Missa Papae Marcelli schuf Palestrina eine der bedeutendsten Messvertonungen der Musikgeschichte. Geschrieben zum Gedenken an den 1555 gekrönten Papst Marcellus II., entstand sie der Legende zufolge in einer einzigen Nacht. Ein Engel soll dem Meister das prachtvolle Werk direkt in die Feder diktiert haben – Himmelsmusik von überwältigender Schönheit. Jedes Wort tritt deutlich hervor, trotz aller polyphonen Zauberei. Damit entsprach die Komposition den Forderungen der Gegenreformation, der Messtext solle nicht in kunstvoller Vielstimmigkeit untergehen, sondern klar im Zentrum stehen. Palestrina gelang beides, Textverständlichkeit und Virtuosität im Satz.

Dass Arvo Pärt keines Textes bedarf, um aus nichts mehr als einer C-Dur-Tonleiter mit kargsten Mitteln einen Kosmos voll suggestiver Kraft zu erschaffen, beweist er bereits in Solfeggio, seiner ersten Komposition für Chor a cappella von 1963. Pärt, der Klangzauberer und großartige Erzähler, lässt biblische Geschichten (Nunc dimittis, The Woman with the Alabaster Box) oder die Hommage auf eine uralte Heiligenlegende (Dopo la vittoria) schwerelos in die Weite des Raums schweben. Niemals gehen Ruhe und Erhabenheit verloren, und doch ist kein Augenblick seiner Musik langatmig oder beliebig. Immer weiter scheint Pärt im Lauf seines Lebens in Sphären voller Reinheit und Licht vorgedrungen zu sein, zu Klängen, die in bessere Welten entführen.