Klangrausch Berlin-Konzert

Ob Petersdom in Rom, San Marco in Venedig oder die stolze ­Florentiner Kathedrale: Wir betrachten heute staunend diese großen Sakralbauten und sind überwältigt von der Kunstfertigkeit unserer Vorfahren. Die oftmals riesig dimensionierten Räume dieser Kirchen wollten auch musikalisch gefüllt werden, so entwickelte sich parallel zum Bau dieser immensen Kirchen und Kathedralen die Mehrchörigkeit. Architektur und Musik inspirierten und durchdrangen einander vor allem im 16. und frühen 17. Jahrhundert gegenseitig. Das Ziel der mehrchörigen Musik bestand zunächst in der Erzeugung eines voluminösen Klangereignisses, das die Einmaligkeit von Ereignis und Ort unterstrich. Gleichzeitig verbargen sich hinter dieser musikalischen Aufführungspraxis jedoch auch theologische Grundsätze: Der Sakralraum und die darin erklingende Musik sollten in ihrer Pracht auf die vielstimmige himmlische Herrlichkeit verweisen.

Der Berliner Dom stammt zwar nicht aus der Renaissance­zeit, ist aber mit seinem riesigen Innenraum, der mächti­gen Kuppel und der damit verbundenen Akustik bestens für eine Aufführung von mehrchöriger Musik geeignet. Robert Hollingworth, ein hervorragender Kenner der italienischen Musik um 1600, hat unter anderem die 16-stimmige Missa Si Deus pro nobis von ­Orazio Benevoli auf das Konzertprogramm gesetzt, ein Werk, das ursprünglich für den römischen Petersdom bestimmt gewesen ist. Unterstützt wird der RIAS ­Kammerchor Berlin bei der Aufführung des Werkes von der Capella de la Torre, die auf den typischen Instrumenten der römischen ­„Piffari“, also Schalmeien, Pommern, Fagotten und Posaunen, musiziert. Spätestens vom Finale des Abends, der mächtigen, 40-stimmigen Motette Ecce beatam lucem von Alessandro Striggio, darf man einen regelrechten Klangrausch erwarten.

Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet.