Geniale Geschwister Fanny & Felix
Es waren große Gaben für ihre Nächsten: Mit der Kantate Lobgesang, geschrieben 1831, feierte Fanny Hensel die Geburt ihres Sohnes Sebastian. Hiob, im selben Jahr komponiert, schenkte sie ihrem Ehemann, dem Maler Wilhelm Hensel, zum Hochzeitstag. So familiär die Anlässe auch gewesen sein mögen: Allein schon die Besetzung mit Chor, Solisten und Orchester deutet darauf hin, dass Hensel diese Werke nicht im halb öffentlichen Rahmen der Sonntagsmusiken in ihrem Berliner Haus in der Leipziger Straße 3 sah. Uraufgeführt wurden die beiden Kantaten jedoch erst in den 1990er-Jahren – Indiz einer systematischen Marginalisierung. Wie ihr vier Jahre jüngerer Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy, der mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion 1829 eine Bach-Renaissance in Gang gesetzt hatte, verehrte Fanny Hensel Johann Sebastian Bach. Als Dreizehnjährige hatte sie ihrem Vater die 24 Präludien des Wohltemperierten Klaviers auswendig vorgespielt. Die tiefe Kenntnis Bachs schlug sich in ihren Kantaten nieder – nicht als Nachahmung, sondern als souveräne Resonanz in romantischer Klangsprache.
Felix Mendelssohn Bartholdy war seiner hochbegabten Schwester in einer produktiven Symbiose verbunden. Die Wahl des Psalms 114 für Da Israel aus Ägypten zog schlägt zugleich eine Brücke zu Händels Oratorium Israel in Egypt. Es war eines von Mendelssohn Bartholdys Lieblingswerken.