Fantasie und Farewell Tournee-Konzert

Abschied bedeutet Ungewissheit. Darin liegt meist die Hoffnung, sich erneut zu begegnen. Abschied konfrontiert uns aber auch mit der Endlichkeit allen irdischen Miteinanders und so mit dem Tod. Die britische Komponistin Joanna Marsh kreist in ihrer Komposition The Knot um diese Themen: die lebenslange Suche nach dem Ich im Anderen, nach dem Widerhall durch ein Gegenüber, das früh verloren ging oder nie existierte. Am Ende des Lebens dann der Abschied von der Hoffnung auf reale Wiederbegegnung und zugleich die Gewissheit einer Vereinigung zumindest in der Fantasie.
„Das Unglaubliche an der Kunst ist, dass sie ein Prisma für unsere Gedanken und Ideen sein kann, durch das wir Zugang zu einem tieferen Sinn jenseits von uns selbst finden können“, so Joanna Marsh. „Musik kann einen mit einer wunderbaren multidimensionalen Klangskulptur umgeben, die überwältigt und im nächsten Moment zu einem Punkt am Horizont schrumpft. Die wandelbare Körperlichkeit von Musik ist für mich die bemerkenswerteste Eigenschaft.“ Der RIAS Kammerchor und das Ensemble Resonanz präsentieren unter der Leitung von Justin Doyle die Uraufführung von The Knot, einem Auftragswerk für Chor und Streichinstrumente.
Auch Trauer und Erinnerung können auf einen Abschied folgen. Mitten in den Grauen des Ersten Weltkriegs schrieb Hubert Parry seine Songs of Farewell als klingende Epitaphe für gefallene Schüler und Freunde: bewegende Zeugnisse von ätherischer Schönheit zwischen tiefem Schmerz, Zuversicht und der Hoffnung auf Frieden und Erlösung.
Mit diesem rein britischen Konzertprogramm setzt der RIAS Kammerchor seine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Ensemble Resonanz fort, das zwei der Kronjuwelen des Repertoires für Streichorchester funkeln lässt: Die schwebende, weltentrückte Fantasia on a Theme of Thomas Tallis verneigt sich vor dem großen englischen Renaissance-Komponisten. Ganz im Diesseits stößt Edward Elgars sprühendes Meisterwerk Introduction and Allegro weit die Türen zu fantastischen Innenwelten auf.