Eine venezianische Weihnacht Neujahrskonzert

Nichts als Gold und ein Farbrausch von mystischer Sogwirkung, 8.000 Quadratmeter Mosaik – eine komplette Bibel in Bildern: So empfängt einen das Innere des Markusdoms in Venedig, spätestens seit dem 16. Jahrhundert eine der wichtigsten musikalischen Adressen der Welt. Diese Kirche diente zwar der Verherrlichung Gottes, sollte aber ebenso die Macht der Dogen, der Oberhäupter der Republik Venedig, sicht- und hörbar machen. Gotteslob und repräsentative Prachtentfaltung waren hier Programm – und das mit Hilfe der herausragendsten Künstler*innen jeder Epoche. Zu dieser Elite gehörte auch der 1602 geborene Francesco Cavalli, zunächst Chorknabe, später Organist und Kapellmeister am Markusdom und erstaunlicherweise zudem einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 17. Jahrhunderts. Für einen festlichen Anlass komponierte Cavalli um 1650 seine glanzvolle Messa Concertata für achtstimmigen Chor und Instrumente. Dabei schuf er – ganz Theatermann – in der majestätischen Aura des Markusdoms mit sicherem Instinkt Raum für Monumentalität und Zartheit, Ferne und Nähe, Dramatik und Stille.

Auch Giovanni Gabrieli, fast 50 Jahre älter als Cavalli und seit 1585 ebenfalls Kirchenmusiker am Markusdom, schrieb die meisten seiner Werke für liturgische Anlässe und bezog die architektonischen Besonderheiten dieser Kirche als weiteres „Instrument“ in seine Kompositionen ein: Im riesigen Raum verteilte Instrumentengruppen ermöglichen klangliche Schattierungen und faszinierende Echo-Effekte. Folgerichtig war Gabrieli der erste Komponist, der präzise Anweisungen zur Dynamik in seinen Partituren notierte. Bei einem Programm mit Musik aus Venedig darf natürlich Claudio Monteverdi nicht fehlen. 30 erfolgreiche Jahre war er unter den fünf Kuppeln San Marcos tätig, war Mitbegründer der Gattung Oper und als Pionier der „Seconda pratica“ Erneuerer der Vokalmusik – und ist bis heute Ikone und Idol.

Der RIAS Kammerchor, die Akademie für Alte Musik Berlin und Justin Doyle holen die venezianische Lagune an die Spree und begrüßen glänzend das neue Jahr.

Das Konzert wird live von Deutschlandfunk Kultur übertragen.